Ein Wintermärchen

#1 von Hime , 15.12.2018 11:35

Seelenschwester


Prolog:

Die meisten von uns kommen in eine Familie, wachsen auf und erfreuen sich an ihren Geschwistern und Angehörigen. Oftmals übernimmt sogar die Mutter die Rolle der besten Freundin oder wird zu einer engen Vertrauten.

Bei den Feechen ist es nicht anders. Von klein auf gehen sie mit ihrer oder ihren Seelenschwestern zur Schule, der so genannten “Fairy Ascension“, um später in einen Haushalt geschickt und eine Herrin zu erhalten. Gelegentlich geht das Schicksal jedoch seltsame Wege und so ist es eine Person oder ein anderes Wesen, das so ist wie sie, welche die Rolle ihrer Seelenverwandten übernimmt. Doch egal wie und für wen sie sich auch immer entscheiden, ihre Seelenschwester nimmt den entscheidenden Platz in ihrem Leben ein. Trennt man sie aus dieser Verbindung verkümmern sie unweigerlich. So ist es nicht weiter verwunderlich, das sie alles daran setzen das Band nicht abreißen zu lassen und um ihr “zweites Ich” zu kämpfen, mit allen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen.

1. Weihnachtsabend




Krümel erwachte, als ihr Behältnis in dem sie sich die ganze Zeit befand erschüttert wurde. Immer wieder war sie eingedöst und hatte nur darauf gewartet, das sie jemand daraus befreite. Seit Tagen harrte sie darin aus und mittlerweile war ihr ziemlich langweilig. Drei Dinge gestalteten den Tagesablauf aller Fairys, wenn sie keine Hausarbeit zu erledigen hatten. Das waren Essen ( bevorzugt Süßigkeiten ), Streiche spielen und schlafen. Da alles andere wegfiel kuschelte sich Krümel zusammen und versuchte von allerlei Naschwerk zu träumen. Doch nun war alles anders. Etwas geschah. Wieder gab es einen Ruck und ein schmaler Lichtschlitz bildete sich der rasch größer wurde, bis sich ihr Gefängnis endlich öffnete. Licht fiel herein, angenehm, doch nicht so das es sie blendete, obwohl Krümel lange in der Dunkelheit gewartet hatte. Dunkle Augen umrahmt von einer schwarzen Mähne blickten sie belustigt an.
Eine Hand löste den Deckel und nahm sie auf. Krümel genoss es endlich wieder frische Luft auf ihrem Gesicht zu spüren. Vorsichtig versuchte sie sich zu strecken um ihre steifen Glieder zu lockern, während ihre Augen aufmerksam alles musterten. Kerzen brannten in dem Raum und verbreitete ein heimeliges Licht. Gerade als sie sich mit dem seltsamen Baum befassen wollte, dessen Schmuck in allen Farben schillerte, wurde sie schon wieder aufgenommen und auf einem anderen Tisch abgesetzt. “Ich werde dich Krümel nennen“, hörte sie eine sanfte Stimme vor ihr sagen. Dankbar nahm sie ihre Stiefel entgegen, welche die ganze Zeit neben ihr und dennoch unerreichbar gelegen hatten.



Ihr wurden Kekse und Wasser angeboten. Krümel lehnte alles ab. Obwohl sie furchtbaren Hunger hatte, befürchtete sie vor Aufregung keinen Bissen herunter zu bekommen und sich wohlmöglich noch zu übergeben. Krümel sah sich um. Kichern linkerseits ließ sie aufhorchen und den Blick auf die Quelle der unterschiedlichen Stimmen richten.
Alle Anspannung viel von ihr ab und ihre Augen weiteten sich unmerklich vor Freude. Lil’ Fairys! Nicht eine, sondern es mussten über ein Dutzend sein die sie nun ebenfalls aufmerksam, teils lachend ansahen und ihr zuwinkten. Eine Fee mit besonders blonden Haaren löste sich aus dem Pulk und kam auf sie zu.
“Ich bin Lipu. Unsere Herrin und ihre Tochter hast du ja eben kennen gelernt. Wenn du möchtest führe ich dich ein wenig herum. Ach und ehe ich es vergesse: Frohe Weihnachten, Krümel!” Mit diesen Worten umarmte sie die andere Fee überschwänglich.
Neugierig warf sie noch einen Blick auf all die zahlreichen Dolls welche sie ebenfalls zu betrachten schienen, bevor sie ihrer neuen Bekanntschaft folgte.
“Wo ist meine Schwester?”
“Wer ist das?”
“Luti! Sie sollte längst hier sein. Darf ich sie sehen?”
“Ah, ich glaube ich weiß wen du meinst. Sie kam kurz nach dir hier an.”
“Dann bring mich zu ihr. Merkwürdig das sie mich nicht begrüßt.“
“Das kann ich nicht machen.”
Krümel sah die andere Fee fragend an. “Aber warum denn nicht? Ist etwas mit ihr?”
Lipu hielt ihre Hände abwehrend und begleitet von einem lächeln vors Gesicht. “Nein, so schlimm ist es nicht. In ein paar Wochen feiert die Tochter unserer Herrin ein Fest und dann wirst du Luti sehen.”
“So lange?” Die Fee nickte artig.
“Das bedeutet wir bekommen unterschiedliche Besitzer … .”
“Nein!” Ein Finger tippte auf ihre Nasenspitze, während Lipu nun noch mehr grinste.
“Ich denke sie wird Luti unserer Herrin schenken.”
Krümels Augen weiteten sich.
“Ich weiß es auch nicht so genau und habe es nur vernommen. Ich selbst bin erst seit diesem Herbst hier. Doch jetzt komm mit mir. Ich zeige dir das Haus und stelle dich den anderen Feechen vor.”
“Ich habe sie schon gesehen. Wie viele sind es?”
“Mit dir und Luti sind wir 19.”
Das, so fand Krümel klang nach einer Menge Spaß. In Gedanken malte sie sich schon aus, was sie zusammen alles anstellen konnten. Wenn nur die Ungewissheit über ihre Seelenschwester nicht an ihr nagen würde.
Währenddessen setzten sie ihre “Erkundung” fort, welche kein Ende nehmen wollte. Hier musste es viele Räume geben. Gerade als sie sich anschickten eine Treppe zu erklimmen blieb Lipu unerwartet stehen und wandte sich wieder ihr zu.
“Zwei Dolls gibt es deren Anordnungen du unbedingt Folge zu leisten hast.”
“Wer sind die beiden?”
“Die eine nennt sich Cecily. Sie weicht der Herrin meist nicht von der Seite. Du wirst sie noch kennen lernen. Lange schwarze Haare, durchtrainierter Body. Wenn unsere Besitzerin ihre alte Schuluniform anlegt, kannst du die beiden kaum auseinander halten.”
“Wer ist die Andere? Los sag schon. Hat sie auch einen Namen?”
“Ja, sicher. Sie heißt Ellen. Es ist unser Prinzesschen und unsere Ersatzmutter wenn man so will.”
“Was meinst du damit?” Krümels Neugierde war geweckt.
“Wenn du sie siehst wirst du es verstehen. Sie ist sehr weise und liest uns hin und wieder vor dem Zubettgehen etwas vor.”
Einer Eingebung folgend packte Krümel ihre Begleiterin am Ärmel. “Warte! Können wir nicht gleich zu ihr gehen? Ich würde sie gerne etwas fragen.”


2. Begegnung mit einer Prinzessin.

Andächtig blickte Krümel zu der Gestalt welche sich vor ihr offenbarte. Ein blütenweißes Kleid umgab sie, gleich einem Meer das sich in alle Richtungen ausbreitete.
“Darf ich vorstellen? Das ist unser Prinzesschen.”
“Sie ist wunderschön.” Krümel konnte nicht die Augen von ihr lassen. Selbst als das Wesen von seinem Kartenspiel aufsah und sie ansprach, schaffte es das Feechen nicht sich zu bewegen. Blaue Augen in einem sanften Antlitz musterten sie freundlich. Nur langsam drangen die Worte an ihre Ohren und gerade als Krümel antworten wolle, überkam sie ein Gefühl als ob ihr Mund total verklebt wäre.



“Möchtest du mir nicht sagen wie du heißt oder bist du einfach nur schüchtern? Du darfst ruhig antworten. Ich tue dir ganz bestimmt nichts.”
Krümel beschloss all ihren Mut zusammen zu nehmen. “Es geht um meine Schwester, Luti. Man sagt sie sei hier, aber ich dürfte sie nicht sehen. Dabei sind wir schon so lange getrennt. Kannst du mir helfen?”
“Luti … also … . Es stimmt was man dir sagte. Die Sache ist die … .” Ellen holte unter den Falten ihres nicht enden wollenden Gewandes ein Buch hervor und schaute den Feen aufmerksam in die Augen. “Bald hat die Tochter des Hauses Geburtstag, dann wird Luti unserer Herrin zum Geschenk gemacht werden und darf ihre Box verlassen.”
Krümel biss sich auf die Lippe bis es schmerzte. “Ich verstehe das nicht. Warum sollte sie das tun? Müsste es nicht anders herum sein und warum darf ich sie nicht gleich sehen? Jetzt ist doch die Weihnachtszeit.”



Sie sah wie das Mädchen in dem weißen Kleid ein paar Seiten umblätterte. Dann erklang wieder diese melodische Stimme, welche sie unweigerlich in ihren Bann zog.
“Nun, ich werde versuchen es dir zu erklären.” Ellen senkte ihre Stimme und begann zu sprechen.
“Es war eine kalte Nacht im Winter vor nunmehr fast 13 Jahren als unsere Herrin ihr Kind gebar und nenne es Fügung oder nicht, entschied das Schicksal es so, das es der Tag ihres eigenen Geburtstages war.”
“Das”, stammelte Krümel, “ist einfach unglaublich.”
“Dennoch ist es eine Tatsache. Unsere Herrin feiert also einen Doppelgeburtstag. Ich bin mir sicher das deine Schwester ebenso sehnsüchtig darauf wartet dich zu sehen, doch so lang werdet ihr beide euch gedulden müssen.”
“Schade, dann wird sie nicht den hübschen Baum sehen. Dabei hatte sie sich vor unserer Abreise so darauf gefreut, als sie hörte in welches Land wir kommen.”
“Doch! Das wird sie. Die Sache ist so: Da sich damals niemand darum kümmern konnte ergab es sich, das der Baum stehen blieb. In den folgenden Jahren, wurde es für unsere Herrin zu einer Tradition ihn bis genau zu diesem Tage stehen zu lassen.”
Krümel rieb sich erleichtert, aber auch etwas verwundert über die Augen. “Steht das alles darin? Das ist ein sehr interessantes Buch welches du da hast. Darf ich es auch mal haben? Ich würde es mir gerne genauer ansehen.” Neugierig streckte sie ihre Hände danach aus, zuckte jedoch gleich wieder zurück.
“Nein das geht nicht!” Ellens Stimme klang nun verstimmt, beinahe schon zornig. “Die Herrin hat es mir anvertraut und damit das größte Geschenk gemacht zu dem sie fähig ist. Es ist ihre Lebensgeschichte. Ich kann es dir nicht geben!”
Krümel sah Ellen mit großen Augen an wie sie tief Luft holte. Ellens Finger klammerten sich um das Buch, fast so als ob sie Angst hätte, das es ihr jemand entreißen könnte.
“Darin stehen Dinge welche nicht für die Augen und Ohren von kleinen Feechen gedacht sind.”
“Kannst du nicht noch etwas daraus erzählen? Irgendetwas muss es doch geben, was du uns verraten darfst, bitte.”
Krümel bemerkte wie Ellen nachdenklich über die Seiten strich, ganz so als müsse sie überlegen. Beide Feen hingen förmlich an ihren Lippen, als sie zu sprechen fortfuhr.
“Eine Sache gäbe es tatsächlich. Also hört gut zu … .
Vor Jahren besaß unsere Herrin ein Haus an den Ufern eines gewaltigen Ozeans. Nicht mehr als ein Feriendomizil doch zum erholen allemal ausreichend. Es hatte alles was man so benötigt. Schlafraum, Küche, ein Wohnzimmer mit abgetrennter Essecke, selbst ein kleines Bad war vorhanden.”
“Da möchte ich gerne mal hin!” Lipu war aufgesprungen und vollführte eine perfekte Pirouette., bevor sie kichernd wieder auf ihrem Popo landete.
“Möchtest du auch die Geschichte weitererzählen?”
Krümel stockte der Atem, als Ellen das Feechen strafend anblickte und wartete bis wieder Stille eingekehrt war.
“Gut. Wo war ich stehen geblieben?” Ein Seufzen erklang. “Ah, hier.”
Im Leben unserer Herrin gab es Veränderungen und so traf sie eine folgenschwere Entscheidung. Da sie zu diesem Zeitpunkt endgültig alle Brücken hinter sich abbrach und es nun kein zurück mehr für sie gab, musste sie schweren Herzens auch das Ferienhaus aufgeben. Zu groß war die Entfernung welche zwischen ihm und ihrer neuen Heimat lag.
“Schade”, rief Lipu aus während Krümel sich zu ihr beugte und ihr zuflüsterte. “So ist es doch immer.”
Ellen klappte das Buch zu und räusperte sich vernehmlich. “Denkt ihr es wäre ihr leicht gefallen? Sie war es einfach Leid ständig von ihren Angehörigen vorgeführt und ausgenutzt zu werden. Glaubt mir: Es trägt seinen Titel zurecht.”
“Wie heißt es denn?”
Ellens Blick schien nun in weite Ferne gerichtet, als sie nach unendlichen Zögern antwortete.
“Straße der zerbrochenen Träume.”
Stille kehrte ein, dann meinte die Prinzessin: “Es ist besser wenn ihr jetzt geht.”



“Was hat sie denn auf einmal? Ist sie böse auf uns?” Krümel blickte Lipu verwundert an während sie die Tür hinter sich schloss.
“Nein, das glaube ich nicht. Ellen war noch nie auf jemanden wütend, zumindest nicht solange ich hier bin. Ich denke es ist die Traurigkeit darüber, das sie so selten das Haus verlassen darf. Die Herrin hat es ihr verboten aus Angst das sie sich ihr Kleid schmutzig macht.”
“Aber wie soll sie dann auf uns aufpassen?”
“Ach, dafür hat sie Shiro. Allerdings hängt die meist im Schrank.” Den letzten Satz hatte Lipu mit einem kichern ausgesprochen und selbst als Krümel später in ihrem Bettchen lag, grübelte sie noch darüber wie die Fee es gemeint haben könnte.


3. Im Landhaus

Am nächsten Morgen war das alles vergessen. Laute teils aufgeregte Stimmen hallten durch das Haus und rissen Krümel aus ihren Träumen. Bevor sie noch richtig wusste wie ihr geschah wurde sie gepackt und auf den ihr schon bekannten Tisch verfrachtet.



“Du kommst auch in die Box“, hörte sie nur eine vertraute Stimme sagen. Krümel zuckte unweigerlich zusammen. Wieder in die Box? War sie zu frech gewesen? Hatte ihre Herrin entschieden, das sie nicht geeignet war hier zu leben und wollte sie wieder loswerden? Warum hatte sie nur am Vortag ihren Mund nicht halten können. Die Prinzessin … ganz sicher musste sie dahinter stecken. Luti … wenn man sie jetzt fortbrachte, würde sie ihre Schwester niemals wieder sehen. Krümel merkte wie sich ihr der Hals zuschnürte. Sie versuchte sich zu wehren, irgendeinen Laut hervorzubringen, doch alles an ihr war wie gelähmt. Starr vor Angst verfolgte die Fee wie sie in eine Schachtel gepackt wurde. Größer als ihre vorherige und wie sie überrascht feststellte: sie war nicht allein! Aus den Augenwinkeln hatte sie noch ihre neue Freundin Lipu sowie weitere Feen sehen können, bevor sie sanft abgelegt wurde. Krümel fragte sich was wohl ihr Vergehen gewesen sein mochte. Endlich fand sie ihre Sprache wieder.
“Tut mir leid, das ich dich da mit rein gezogen habe, Lipu.
Die andere Fee klang verwundert und nicht so wie Krümel es erwartete. “Was meinst du damit, Krümel?”
“Na, werden wir jetzt nicht fortgebracht und verkauft?”
Stille und ein tiefes Atemholen, dem ein herzhaftes Auflachen folgte.
“Nein! Die Herrin macht mit uns einen Ausflug. Das tut sie öfter. Deshalb ist es hier auch so eng, weil sie ja unbedingt dieses unnütze Geschöpf mitnehmen muss.”
“Ich bin nicht unnütz! Immerhin ist es meine Jahreszeit.” Die piepsige Stimme gehörte Myaki in ihrer Weihnachtstracht, von der sie sich nur selten trennen konnte.
“Mag ja sein, allerdings im Sommer müffelst du etwas unter den dicken Klamotten.”
“Gar nicht wahr!”
“Ist es doch! Du stinkst!”
“Riech an dir selber, du … .”
“Seid ruhig, oder ihr bleibt alle hier!” Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und ernsthaften Blick beugte sich über den Rand der Box und schaute hinein. Cecily! Eine Hand fuhr beruhigend durch Krümels Haare.
“Hat unsere Herrin dir nicht erst eine gute Nacht gewünscht als sie gestern Abend vor dem Schrank stand? Ich habe es selbst gesehen. Also sei ohne Sorge. Sie würde sich eher den kleinen Finger abschneiden, als eine von uns herzugeben.”
“Kommst du mit uns, Cecily?” Ein Nicken antwortete ihr. Allerdings nicht in der Box. Ich darf im Auto bei der Tochter auf dem Schoss sitzen. Insgeheim beneidete Krümel sie dafür, doch bevor sie sich weitere Gedanken machen konnte, wurde der Deckel verschlossen. Es ging los.

Krümel musste trotz aller Aufregung für eine Weile eingedöst sein, denn sie spürte eine Hand an ihrer Schulter und hörte Stimmen die versuchten sie zu wecken.
“Aufstehen du Faulpelz, oder möchtest du das Abenteuer verschlafen?” Kichern, dann waren die anderen Feen schon verschwunden. Krümel schaute den langen Flur entlang, der sich vor ihr erstreckte. Kalt war es hier und nicht besonders hell, doch sie schob diese ersten Empfindungen beiseite. Ihr Abenteuer Instinkt war geweckt. Vielleicht würde sie in diesem seltsamen Haus Luti antreffen, wenn sie nur fleißig genug nach ihr suchte. Irgendwo musste sie sich ja versteckt halten.
Riam stapfte an ihr vorbei und sprach sie an. Die Fee gehörte wie sie zur Abteilung Forschung & Entwicklung. Mit reiner Hauswirtschaft hatte sich Krümel nie so recht anfreunden können. Allerdings hatte sich Riam eine Klasse über ihr befunden und musste mittlerweile ausgelernt sein.
“Kannst du mir helfen? Ich suche meine Schwester.”
Riam schaute sie durch die großen Gläser ihrer Brille aufmerksam an.



“Ich glaube nicht das wir sie finden werden. Unsere Herrin kommt nicht oft hierher und würde bestimmt niemand von uns allein zurücklassen. Aber wenn es dein Wunsch ist können wir uns etwas umsehen.”
Das so befand Krümel war ein guter Vorschlag und folgte ihr willig.
“Was ist das hier?”
“Du meinst dieses Gebäude? Ein Landhaus. Eine Art Ruheoase für unsere Besitzerin, wenn sie mal ausspannen möchte. Rundherum sind dichte Wälder und hier lässt es sich toll spielen.”
“Warst du schon hier?”
Riam nickte, während sie in ein Zimmer traten aus dem sie vermeinte die Stimme von Lipu zu hören. Die Fee war dabei einen gewaltigen Hund zu bändigen.
“Dummes Ding! Wirst du wohl aufhören mich anzulecken, oder sehe ich aus wie eine Zuckerstange? Ich denke ich werde dir Manieren beibringen müssen.”



Mit diesen Worten kletterte sie auf den Rücken des Hundes und sah triumphierend auf die anderen herab. Krümel verbiss sich nur schwer ein Grinsen und wandte sich wieder Riam zu.
“Also was ist nun? Kannst du irgendeine Spur von ihr erkennen?” Die Fee mit den großen Gläsern schaute sich aufmerksam um.
“Nein. Nichts, was auf die Anwesenheit von Luti schließen lässt.” Die Brille war eine besondere Konstruktion der Fairy Ascension, mit der sich Spuren jeglicher Art entdecken ließen. “Es wäre ja auch zu einfach gewesen.”
Unter einem Leuchtbaum stand Myaki und winkte sie heran.
“Das müsst ihr euch ansehen. Ist der nicht schön?”
“Ich mache ein Foto von euch”, rief Lipu, welche ihren tierischen Freund mittlerweile wieder freigegeben hatte. Krümel ließ es ohne ein verziehen der Mundwinkel über sich ergehen, auch als die Herrin sie alle packte und sie auf dem Sofa drapierte. Cecily tippte sie an.
“Möchtest du einmal auf den Wald schauen? Die Aussicht ist einfach nur gewaltig.”
Krümel nickte und kurz darauf hatte Cecily sich mit ihr auf die nahe Fensterbank hochgezogen.
“Fall mir bloß nicht runter, sonst ist die Herrin noch böse auf mich, weil ich nicht aufgepasst habe.”
Cecily hatte recht gehabt. Der Anblick war wirklich wunderschön und für einen Moment schaffte es Krümel sogar die Sorgen um ihre Schwester beiseite zu schieben und sich daran zu erfreuen.




“Wollen wir uns weiter umsehen?” Krümel nickte Riam begeistert zu, welche von unten zu ihnen aufsah und ließ sich herab helfen. Das Haus schien noch größer zu sein als sie erst vermutet hatte. Unzählige Räume zweigten von dem Gang ab.
Lass es uns hier mal versuchen. Mit einem Knarren sprang die Tür auf und gab den Weg zu einem schmalen Aufgang frei.
“Was wollt ihr hier? Hatte ich euch nicht verboten euch herumzutreiben? Die obere Etage ist nicht fertig eingerichtet und ihr könntet beim spielen leicht hier vergessen werden. Weiterhin untersagt sind euch das Waschhaus, der Geräteschuppen, die Werkstatt, sowie der Grillplatz oben auf dem Hügel.”
“Das ist ja fast alles seufzte Krümel auf“, wobei sie sich fragte wie Cecily es geschafft hatte so schnell vor ihnen dort oben zu sein.
“Im Sommer dürft ihr euch draußen aufhalten, wenn die Herrin Sonne tankt und nun geht zurück zu den Anderen.”



Riam beugte sich dicht an ihr Ohr.
“Sonne tanken. Sie sieht dem Gärtner gerne bei der Arbeit zu. Ich habe es selbst beobachtet.” Beide Feen sahen sich an und fingen an zu lachen. Vom Gang her waren Stimmen zu vernehmen die auf eine baldigen Aufbruch schließen ließen. Während die anderen Feechen sich bereits wieder vor der Box versammelten, beschloss Krümel noch eine Runde auf eigene Faust zu wagen. Weit kam sie nicht. Schon nach den ersten Schritten hörte sie die Cecily vorwurfsvoll ausrufen:
“Wo möchtest du jetzt noch hin? Geh zu den anderen sonst bleibst du noch allein zurück. Unsere Herrin wäre nicht erfreut, wenn sie wegen dir noch einmal hier raus fahren muss.”
Nur widerwillig setzte sich Krümel in Bewegung und bald darauf waren sie wieder unterwegs. Ein aufregender Tag hatte seinen Abschluss gefunden.




4. Luti

Der nächste Morgen begann mit seltsamer Stille. Eine Weile hörte Krümel nur die Herrin mit ihrer Tochter sprechen und gelegentlich auflachen. Dann kehrte Ruhe ein. Krümel fasste sich ein Herz und spähte neugierig um die Ecke. Kerzen standen auf dem Tisch, allerlei Naschwerk und Kuchen, doch was sie am meisten faszinierte war die Box welche deutlich sichtbar offen lag. Eine Bewegung und dann traf Krümel fast der Schlag, als der Kopf eines Feechens über den Rand des Tisches auf sie herab blickte.
“Luti!” Der Schrei hallte unüberhörbar durchs Haus, doch Krümel hatte nur Augen für ihre Seelenschwester.
“Bist du es wirklich? Spring runter. Ich fange dich auf.”
“Das wird nicht nötig sein!” Neben ihr tauchte Cecily auf und stellte sich vor sie. Mühelos nahm sie die Fee von dem niedrigen Tisch auf und setzte sie sanft vor Krümel ab. Im nächsten Moment lagen sich beide in den Armen. Heute musste dieser besondere Tag sein von dem Ellen gesprochen hatte und in noch einem hatte sie recht behalten. Der Baum stand immer noch geschmückt am Fenster.
“Endlich aus dieser Box raus.” Luti verzog das Gesicht, aber nur kurz, dann begann sie sich an den Zweigen nach oben zu ziehen. “Das ist er also. Ich hatte mich schon gefragt wie er wohl aussieht. Los Krümelchen, komm schon oder bist du zu feige?”
Cecily schüttelte lachend den Kopf. “Ihr beiden. Ich denke ich kann dich mit ihr nun eine Weile allein lassen?”
Krümel nickte dankbar und machte sich dann ebenfalls an den Aufstieg.
“Ich habe dich vermisst, Luti.”
“Geht mir ebenfalls so“, erwiderte sie und stupste Krümel auf die Nase. Plötzlich hielt sie verblüfft inne und zeigte auf das Fenster.
“Sieh mal … es schneit! Wollen wir raus? Los, zeig mir den Ausgang.” Bevor Krümel etwas sagen konnte, war sie bereits herabgeflitzt und durch die nächste Tür entschwunden. Im Flur fanden sie die Tür zum Garten nur angelehnt und blickten hindurch. Draußen war ihre Herrin beim Vögel füttern.
“Das ist die Gelegenheit. Komm lass uns etwas herumtollen, aber pass auf das du nicht im Schnee versinkst!”
Beide Feechen sausten umher und genossen es, sich endlich nach all den bangen Wochen des Wartens wieder gefunden zu haben. Ihr Lachen hallte noch lange durch den Garten und an diesem Abend schlief Krümel zum ersten Mal seit langer Zeit wieder beruhigt und glücklich ein.




Das Weihnachtsmärchen vom Winter 2017. Mal sehen was mir für dieses Jahr so alles einfällt.

Liebe Grüße,

Hime





ヒメ 雅治 - 情熱の姫

Sekai de ichiban ohime-sama. Boku to oya wa naka ga warui ... .

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